Was ist eigentlich ein Trauma?
Das Wort Trauma kommt aus dem griechischen und bedeutet Wunde. In der Medizin wird ein Trauma als durch Gewalteinwirkung entstandene Verletzung eines Organismus bezeichnet - in der Psychologie als starke psychische Erschütterung (die noch lange im Unterbewusstsein wirksam ist). (Quelle: Wikipedia)
Das Trauma ist passiert und kann auch nicht wieder rückgängig gemacht werden. Deshalb sind aus meiner Sicht solche Aussagen wie: "es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit" blanker Unsinn. Das Traumageschehen ist für den Verstand (die Ratio) des Betroffenen etwas absolut Unfassbares. Da passiert(e) etwas jenseits des bisherigen Vorstellungsvermögens und in der Regel auch jenseits dessen, was man bisher gewohnt war. Zusätzlich "sagt" uns unser angeborenes Gefühl für Konsistenz (Stimmigkeit): es ist nicht in Ordnung, was hier grad vor sich geht / damals vor sich ging.
Deshalb können die Geschehnisse auch nicht eingeordnet werden - es sind noch keine "Schubladen" dafür da. Diese anzulegen, um anschließend das traumatische Erlebnis mit der nötigen Distanz entsprechend einordnen zu können, ist ein wichtiger Teil der Traumaverarbeitung. Alles braucht seinen Platz. Auch das Unverarbeitete sucht danach. Bekommt es dauerhaft keinen eingeräumt, zeigt es sich in Form von Symptomen z.B. Schmerzen + Krankheiten für die es organisch jedoch keinerlei Erklärung gibt. So tritt die Erinnerung immer wieder auf den Plan und sagt uns: "Schau hin! Da ist noch etwas, mit dem es sich auseinanderzusetzen gilt".
Was sind Merkmale, dass höchstwahrscheinlich ein Trauma vorliegt?
Innere Unruhe, allg. Angstzustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Alpträume, Intrusionen (innere Bilder, immerwährende Grübelei, Gedankenspiralen), starke emotionale Reaktionen auf Trigger (bestimmtes Verhalten von Menschen, bestimmte Orte, Worte, Geräusche, Gerüche), Abschottung, innerer und sozialer Rückzug, selbstverletzendes Verhalten, Vermeidungsverhalten.
Was passiert in der Traumaarbeit?
Ziel und Inhalt der Traumabehandlung muss deshalb in erster Linie die emotionale Überwindung des Traumas sein. Es ist der Versuch mit Hilfe des Verstandes, das was passiert ist, differenzierter zu erfassen und in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren - das Vorgefallene als tragische Erfahrung zu betrachten, die man zwar nicht machen wollte, dennoch machen musste. Es geht um Akzeptanz des Unabänderlichen und einen konstruktiven Umgang damit - inkl. dessen Folgen. Wichtig! Tun Betroffene dies nicht, laufen sie Gefahr, am erlittenen Trauma innerlich zu "zerbrechen". Alternativ können Traumatisierte ihren Zorn auch gegen völlig Unbeteiligte richten. Dieses Verhalten dient dazu, sich emotional abzureagieren (ent-stressen). Bedauerlicherweise werden sie damit jedoch zum Verursacher eines Traumaerlebnis' eines anderen Menschen. Insbesondere deshalb ist ein professioneller Umgang mit Traumatisierung und ihren Folgen so wichtig.